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Schwammspinner
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Autor:  Michi [ 09.06.2005, 08:19 ]

Wissenswertes über die Schwammspinner

Klimafaktoren beeinflussen Massenauftreten
Grundsätzlich tragen Trockenheit, Wärme und Licht (Besonnung) zur Massenvermehrung des Schwammspinners bei. Diese Faktoren sind weitgehend in den arid-kontinentalen Klimagebieten Südost- und Osteuropas gegeben. So finden sich viele Hinweise auf Massenvermehrungen in Rumänien, dem früheren Jugoslawien, der Ukraine und dem südlichen Rußland.
Beispielsweise wird 1957 eine Befallsfläche von 910.000 ha aus Serbien und 1958 eine solche von 600.000 ha aus Rumänien gemeldet. Auf der kroatischen Insel Krk erlebte ich im Juni 1955 ein Massenauftreten des Schwammspinners, das in eindrucksvollster Weise die Vielfalt der Fraßpflanzen und die beachtliche Fraßaktivität der Raupen deutlich machte.
Bezüglich der ersten großräumigen Schwammspinner-Massenvermehrung in Mitteleuropa (1992 - 1994) läßt sich die Frage nach den Ursachen noch nicht endgültig beantworten, doch weisen die Wetterdaten sowie die Lage der Befallsgebiete darauf hin, daß anhaltende Trockenheit und Wärme einen wesentlichen Einfluß ausübten. Noch keine abschließende Aussage ist derzeit hinsichtlich der Frage möglich, ob das Eindringen asiatischer Herkünfte des Schwammspinners dieses Massenauftreten zusätzlich gefördert hat.

Dimorphismus bei den Geschlechtern
Die Flugzeit der Schwammspinner-Falter kann von Jahr zu Jahr je nach örtlicher Lage und Witterungsablauf unterschiedlich sein, liegt aber im mitteleuropäischen Raum zwischen Juni und September. Männchen und Weibchen unterscheiden sich in Größe und Färbung, das heißt, es liegt ein Geschlechtsdimorphismus vor.
Die Männchen sind deutlich kleiner als die weiblichen Falter und braungrau gefärbt. Erstere haben eine Flügelspannweite von 3,5 bis 5,0 cm und tragen auf den Vorderflügeln dunkle, gezackte Querbinden. Im Gegensatz dazu besitzt das Weibchen gelblich-weiße Flügel mit ähnlicher Zeichnung, die Flügelspannweite beträgt hier 5,5 bis 7,0 cm.
Der gedrungene Rumpf des Weibchens ist am dicken, gerundeten Ende dicht mit dunkelgelben Haaren bedeckt, der sogenannten "Afterwolle", mit der später die abgelegten Eier bedeckt werden; die Männchen haben einen deutlich schmaleren Hinterleib. Schwarze, kurze Kammzähne befinden sich an den Fühlern der weiblichen Falter, während die Fühler der Männchen braune, lange Kammzähne aufweisen.
Männliche Schmetterlinge können, angelockt durch den Duftstoff der Weibchen, weite Strekken zurücklegen; sie fliegen im Zickzack. Im Gegensatz dazu gelten die Weibchen als flugträge. Weil sie gewöhnlich nur geringe Entfernungen zurücklegen, befinden sich die Eigelege häufig in der Nähe der verlassenen Puppenkokons.
Aus dem Fernen Osten wird über weitaus flugfähigere Weibchen berichtet. Im Befallsjahr 1993 flogen in den Warmlagen Baden-Württembergs massenhaft weibliche Falter. Angelockt durch die Beleuchtung der Wohngebiete, verließen sie den Wald und setzten zahlreiche Eigelege innerhalb der Siedlungen ab.

Eigelege erinnern an Feuerschwämme
Über die Anzahl der in einem Gelege befindlichen Eier sind die Angaben sehr unterschiedlich. Es werden 100 bis 700, sogar 2.000 genannt. Im letzten Fall liegt allerdings die Vermutung nahe, daß es sich um mehrere zusammenhängende Eigelege gehandelt haben dürfte.
Die Eier sind rund und zunächst blaßrot, später dunkelgrau gefärbt. Sie werden vom Weibchen mit der "Hinterleibswolle" bedeckt, so daß der "Eispiegel" wie ein "Feuerschwamm" wirkt. Eiablagen finden sich vielfach an unteren Stammteilen von Bäumen, an Astunterseiten, doch auch an Hauswänden, Zäunen, selbst an Laternenpfählen oder anderen geschützten Stellen. Die Überwinterung erfolgt als Ei, aus dem im Frühjahr (April, Mai) die junge Raupe schlüpft.
Jungraupen - vom Winde verweht
Frisch geschlüpfte Raupen sind schwarz und dicht behaart. Jungraupen können vom Wind kilometerweit verweht werden. Die Raupen häuten sich mehrmals und verändern dabei Größe und Färbung.
Ausgewachsen sind sie ungefähr 7 cm lang, braun bis gelbbraun gefärbt und behaart. Auf dem Rücken zeigen sich drei gelbe Längslinien sowie vorn blaue Warzen, hinten rote.
Im Juni suchen sie geeignete Orte zur Verpuppung auf, selbst in Wohnungen oder in Kellern sind sie anzutreffen. Sie stellen ein lockeres Gespinst aus groben Fäden her und streifen ihre letzte Larvenhaut ab. Die dunkelbraun bis rotbraun gefärbte Puppe - eine "Mumienpuppe" - ist von einem feinen Gespinst umgeben. Männliche Puppen sind deutlich kleiner als weibliche. Ungefähr drei Wochen dauert die Puppenruhe.
Breites Spektrum an Fraßpflanzen
Der Schwammspinner befällt zahlreiche Pflanzenarten, darunter viele Laub- und sogar Nadelgehölze. In Rumänien wurden 270 Pflanzenarten, in der ehemaligen UdSSR allein 300 Holzarten und in den USA sogar 450 Pflanzenarten als Fraßpflanzen ermittelt. Ende der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts war dieser Trägspinner in die USA verschleppt worden, dort wurde er unter dem Namen "gipsy moth" = Zigeunermotte bekannt.
Abgesehen von ihrer großen Bedeutung als Forstschädlinge befallen die Raupen Obstgehölze wie Apfel- und Birnbäume, aber auch Kirschen und Pflaumen sowie Erdbeeren. Neben dem Fraß an Blättern bis hin zum Kahlfraß werden ebenfalls Blütenknospen angenommen, wie es z. B. an Rosen beobachtet wurde.
Mögliche Gegenmaßnahmen
Hier möchte ich nur auf solche Maßnahmen eingehen, die im Gartenbereich durchführbar sind. Es wäre wichtig, die Eiablagestellen (Eispiegel) ausfindig zu machen und sie dann möglichst durch Abbürsten bzw. notfalls durch Abspritzen mit einem kräftigen Wasserstrahl von ihrer jeweiligen Unterlage sorgfältig zu lösen. Anschließend sollten die Eiablagen zusammengefegt und dem Hausmüll zugefügt oder tief vergraben werden.
Bei Feststellung von Schwammspinnerraupen sollten sie abgesammelt und in heißem Wasser abgetötet werden. Hier ist auch ein Fanggürtelverfahren zu nennen, bei dem ungefähr ab Mitte Mai befallenen Bäumen 20 bis 30 cm breite Jute-Gewebestreifen locker um den Stamm gelegt werden. Tagsüber verkriechen sich ältere Raupen unter diesen Fanggürteln, so daß sie dort täglich mehrmals abgesammelt werden können.
Die zahlreichen natürlichen Gegenspieler – Krankheitserreger, Raubfeinde und Schmarotzer –, die zum Zusammenbruch von Massenvermehrungen (Gradationen) des Schwammspinners führen können, sollen nicht Gegenstand dieser Betrachtung sein. Erwähnen möchte ich lediglich, daß mikrobiologische Insektizide auf der Grundlage von Bacillus thuringiensis var. kurstaki zur Bekämpfung des Schwammspinners von der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft geprüft und zugelassen wurden. Diese Mittel gelangen "nach Befallsbeginn" oder "ab Warndienstaufruf" zur Anwendung.

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]
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