Michis-Backforum
https://www.michis-backforum.de:443/

Erziehung
https://www.michis-backforum.de:443/viewtopic.php?p=24803#p24803

Autor:  Michi [ 05.10.2005, 10:34 ]

Jugendliche haben auf einer Website "Elternsprüche" zusammen getragen - http://www.kraetzae.de/erziehung/sprueche/ - unkommentiert, ohne Punkt und Komma. Bei der Lektüre dieser geballten Wortkraft läuft so manchem ein Schauer über den Rücken, und man begreift, wie schnell Worte dahingesagt sind und ihre Wirkung entfalten.
Wie können Eltern Sprache dazu nutzen, ihr Kind zu fördern, zu motivieren und positiv zu begleiten?
Worte: Waffe oder Mittel der Liebe

Ein Wort ist mächtig: Es kann Hoffnungen, Beziehungen und mehr zerstören. Es kann aber auch glücklich machen, aufbauen und Positives schaffen.

Alice Miller, die bekannte Kindheitsforscherin und Buchautorin, sagt :
Ich gehe davon aus, dass ALLE entwertenden Bemerkungen ("Wie stellst du dich da an"? "Nie kann man sich auf dich verlassen") eine verheerende Wirkung haben können. Wenn sie selbstverständlich "verabreicht" werden, ohne dass darauf eine Entschuldigung folgt, kann das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl des Kindes schwer und nachhaltig geschädigt, wenn nicht sogar ganz zerstört werden. Auch jahrelange Therapien können diese Schäden nicht immer reparieren.

Der Schluss draus: Wer seine Kinder ermutigen und stärken will, kann mit der Sprache viel erreichen. Mit den richtigen Worten können Sie Ihrem Kind helfen, ein glücklicher und zufriedener Mensch zu werden. Sie können es unterstützen, sein Potential zu entfalten - in der Schule und in allen Lebensbereichen. Die positiven Effekte: Ihr Familienleben wird sich verbessern, Ihre Kinder werden selbstbewusster und auch erfolgreicher werden.

Ein erster Schritt in die richtige Richtung: Achten Sie einmal auf Ihre Sprache, wenn Sie mit Ihren Kindern kommunizieren. Sind die Aussagen positiv oder manchmal ungewollt abwertend?
Es geht nicht darum, von einem Tag auf den anderen alles anders zu machen. Vielmehr geht es darum, sich bewusst zu werden, was Eltern und alle, die mit Kindern umgehen, bewirken können.
Streichen Sie das Wörtchen "nicht" aus Ihrem Wortschatz

Ein kleines Experiment: Bitte schließen Sie gleich die Augen und sagen Sie dabei laut: "Ich denke jetzt nicht an eine weiße Maus. Was haben Sie gesehen? Ein weiße Maus - klar! So erfolglos Sie damit waren, den Nager aus Ihren Gedanken zu verdrängen, so erfolglos sind viele Versuche, Kinder von einem bestimmten Verhalten abzubringen.
"Lass nicht immer deine Spielsachen herumliegen", "Ärgere nicht immer deinen Bruder" - Sätze, die tausendfach jeden Tag von genervten Eltern gesprochen werden und wenig bis nichts bewirken. Das unscheinbare Wörtchen "nicht" spielt eine große Rolle, wenn jegliche Erziehungsversuche scheitern. Die Ursache: Unser Unterbewusstsein "überhört" das Wort "nicht". Ihr Kind hört also im ersten Fall: "Lass immer deine Spielsachen herumliegen". Genau das wird Ihr Kind dann (auch wieder unbewusst) brav ausführen.
Überspitzt kann man behaupten, dass Eltern, Lehrer und Erzieher die unerwünschten Verhaltensweisen so nach Kräften fördern. Was kann aus einem Kind werden, das immer wieder hört: "Sei (nicht) so schlampig?

Wenn Eltern, Erzieher und alle, die mit Kindern umgehen, ihre Sprache ändern, wird das ungeahnte positive Auswirkungen haben. Formulieren Sie Ihre Ziele positiv und staunen Sie über den Effekt.

"Räume bitte dein Zimmer auf", "Sei geduldig mit deiner Schwester" - diese positiven Aussagen transportieren Ihre Botschaft am besten.
Erwarten Sie keine plötzlichen Wunder. Sie werden aber sehen, dass sich langfristig etwas verändert. Positive Formulierungen helfen nicht nur Eltern, ihre Erziehungsziele zu erreichen, sie verändern auch das Selbstbild des Kindes. Es hört nicht mehr "schlampig", sondern "ordentlich", nicht "streitsüchtig", sondern "friedlich" usw. Diese positiven Worte lenken die Wahrnehmung Ihres Kindes auf positive Werte und geben ihm mehr Selbstbewusstsein.
Positiv formulieren

Wichtig ist, immer wieder daran zu denken, das Gewünschte positiv zu formulieren.

Tipp: Führen Sie einige Zeit ein "Sprachtagebuch" und schreiben Sie Sätze auf, die Sie häufig verwenden (und denken). Das wird Ihnen bewusster machen, wie Sie kommunizieren. Versuchen Sie, die Sätze positiv zu formulieren, schon nach wenigen Tagen werden Sie erste Erfolge feststellen.
Hier können Sie gleich trainieren: Formulieren Sie die folgenden Sätze einmal positiv: (Anregungen siehe unten)

* Bitte den Rasen nicht betreten
* Sei nicht so laut
* Du bist so faul
* Fall nicht herunter!
* Vergiss deine Hausaufgaben nicht
* Lass nicht immer deine Sportsachen liegen

Kleiner Sprachführer für Eltern

* Unterschätzen Sie nie, wie viel Ihr Kind versteht und hört.
* Formulieren Sie positiv!
* Äußern Sie aber auch Ihre negativen Empfindungen, jedoch ohne Anklage.
* Loben Sie Ihr Kind - gleichgültig, wie alt es ist. Loben Sie ehrlich und so dosiert, dass sich das Lob nicht abnutzt.
* Nutzen Sie Sprache nicht als Waffe, sondern als mächtiges Mittel, Ihre Liebe und Ihr Vertrauen zu Ihrem Kind zu äußern. Nutzen Sie Botschaften, Ihr Kind zu fördern und zu bestärken.
* Sagen Sie "Selbstverständliches". Ihr Kind weiß, dass Sie an seine Erfolge glauben? Klar! Trotzdem - sagen Sie es.
* Finden Sie immer wieder neue Worte, um Ihrem Kind Anerkennung zu vermitteln.
* Reden Sie nicht über Ihr Kind, sondern mit Ihrem Kind.
* Achten Sie auf Ihren Tonfall.
* Entschuldigen Sie sich für sprachliche Ausrutscher, gleichgültig, wie alt das Kind ist.

Was Eltern unbedingt immer wieder sagen sollten:

* "Ich bin stolz auf dich!" Nichts spornt mehr an.
* "Wie ist deine Meinung dazu?" Ihr Kind fühlt sich ernst genommen.
* "Du hast dich ja toll verbessert!" Fortschritte immer loben, das motiviert Ihr Kind.
* "Ich bin sicher, dass du eine gute Note erreichen wirst!" Mit Optimismus lassen sich Probleme leichter lösen.
* "Kann ich dir helfen?" Mit Unterstützung traut sich Ihr Kind mehr zu.
* "Ich verstehe, wie du dich fühlst." Ihr Kind fühlt sich angenommen.
* "Fehler machen gehört dazu!" So nehmen Sie Ihren Kindern die Angst vor Fehlern und spornen sie an, Neues zu versuchen.
* Nach Misserfolgen: "Ich hab dich lieb!. Was können wir gemeinsam tun, damit es beim nächsten Mal besser klappt?" Ihr Kind fühlt sich angenommen, auch ohne Leistung geliebt.

Anregungen zur Übung

» Bitte den Rasen nicht betreten
Sie sagen vielleicht: "Bleibe auf dem Weg"

» Sei nicht so laut
Sie: "Bitte sei leise"

» Du bist so faul
Sie: "Mehr Engagement würde dich voranbringen"
oder "Ich traue dir mehr zu"

» Fall nicht herunter!
Sie: "Halte dich gut fest"

» Vergiss deine Hausaufgaben nicht
Denk an deine Hausaufgaben

» Lass nicht immer deine Sportsachen liegen
Nimm bitte immer deine Sportsachen mit

» Lass nicht immer deine Sportsachen liegen
Nimm bitte immer deine Sportsachen mit

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]
Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007 phpBB Group
http://www.phpbb.com/